Haller Tagblatt, 07.12.22 von Sonja Alexa Vollmann
Das Kleine Theater Hall löst einen Kriminalfall mit Humor und schrulligen Persönlichkeiten. Darüber freut sich auch die Autorin des Stücks, Tatjana Kruse aus Hall.
"Viel Spaß beim "mitdetektivisch" sein!", wünscht Andreas Entner. Der Freilichtspiele-Theaterpädagoge hat beim Kleinen Theater die Regie übernommen, nachdem vor gut zwei Jahren zuerst das Gründungsmitglied Rainer Möck und dann noch Reggisseur Peter Hauser plötzlich verstorben sind. Ihnen wird die Premiere von "Mord in der Pension Blum" gewidmet.
Das Stück von der Haller Autorin Tatjana Kruse ist aber zu schade dafür, die ganze Aufmerksamkeit der Lösung des Falls zu widmen. Denn es lohnt sich, die Figuren auf der Bühne genauer zu betrachten und ihnen zuzuschauen, wie sie verzweifeln an dem Unglaublichen, das in der beschaulichen Pension Blum passiert ist: Josie, die Schwiegertochter der Pensionsnwirtin, liegt erschossen hinter dem Sofa.
Für das Publikum lebt Josie aber noch. Denn nur ihre Füße schauen hinter dem roten Samtmöbel hervor, während ihr sehr lebhafter Geist (Julia Lukas) sich aufregt, als ihre Mitmenschen über sie sprechen, als sei sie tot.
Urkomische Esoterikerin
Die beiden Ebenen, die sich in die Quere reden, sind ein toller Effekt. Und als die esoterische Hanni versucht, mit der Toten durch Räuchern, schwungvolle Bewegungen und urkomische Tänze Kontakt aufzunehmen, erwartet man jeden Moment, dass die Lebende die Tote hören kann. Erst als die Verstorbende leibhaftig ein Streichholz ausbläst, ist Hanni ganz beglückt von ihren Medium-Fähigkeiten. Leider verstirbt Hanni, die Elke Feucht so urkomisch spielt, viel zu früh, weil sie die morsche Kellertreppe hinunterrasselt.
Alle in der Pension Blum könnten Mörder sein. Alle hätten ein Motiv gehabt, die unangenehme Josie umzubringen. Auch wenn die beiden Seniorinnen (Veroniker Kirchner-Rapp und Gabriele Scherrer) sich immer wieder ganz verduzt und entrüstet anschauen ob der Beschuldigung. Immerhin hatten sie eine Anzeige am Laufen mit der Verstorbenen. Und der werte Ehemann Edgar (Rainer Wolpert) amüsiert sich seit drei Jahren mit Merle, der besten Freundin seiner verstorbenen Frau, die nun sogar schwanger zu sein scheitn. Wenn das nicht Grund genug ist für einen Aus-dem-Weg-Räum-Mord. Da kann sich die überkandidelte Merle (Judith Feucht), die auf roten Stöckelschuhen, mit wirbelden Armen und stets hyperventilierend über die Bühne rauscht, noch so gegen die Anschuldigungen wehren.
Der Polizist könnte alles aufklären. Aber auch der erscheint suspekt. Die Uniforn zu klein, nichts zu schreiben dabei, und wenn er schreibt, dann spricht er wie ein Erstklässler mit, was er notiert. Obendrauf verlangt er andauernd nach Schnaps. Vielleicht ist er, den Maximilian Klein so nett hilflos darstellt, der Serienkiller? Nein bestimmt nicht. Bestimmt ist es auch nicht die Handwerkerin Wilma Geschke (Hanna Häfner), die beständig ihren Kaugummi bearbeitet und stets stets rabaukenhaft breitbeinig auf dem Stuhl sitzt. Warum sollte sie einen Mord begehen? Nur weil sie mit Josie einst zur Schule ging und diese sie verpfiffen hat, wenn sie auf dem Klo Hasch rauchte?
Klar, die Schwiegermutter war es. Nach dem dritten Hochprozentigen gibt sie es ja selbst zu. Aber so schön angeschickert Beate Meier-Lang in der Schwiegermama - und Pensionswirtin-Rolle auch behauptet, sich der blöden Josie entledigen zu wollen, man glaubt es ihr nicht.
Wie es nun wirklich war, wird hier nicht verraten, damit auch die künftigen Zuschauer "mitdetektivisch" sein können. Tatsache ist, sie erwartet ein urkomisches Stück, bei dem auch die Autorin selbst, Tatjana Kruse, die bei der Premiere in der ersten Reihe sitzt viel zu kichern hat. Ihr Urteil: "Wunderbar!".
Foto: Carolin Sadler
Das Kleine Theater Hall feiert in dieser Saison Geburtstag: Als besonderes Geschenk zum 30-Jährigen an das Publikum gibt es unter anderem eine poetische und unterhaltsame Inszenierung des Stücks „Schnarchen Steine nachts?“. Zur Premiere am Samstag kamen etwa 60 gespannte Kinder und Erwachsene, um der Titelfrage auf den Grund zu gehen. Auch im Stück geht es um die Feier eines Geburtstags, genauer gesagt, eines „Geknackttags“. So nennen nämlich die Steine den Tag, an dem es sich jährt, dass sie in einem lauten „Knack!“ aus dem Felsen entstanden sind. Der freche Kiesel, charmant gespielt von Mara Anouk Splittgerber, feiert seinen Zehnmillionsten. Damit ist er mit Abstand der Jüngste unter den fünf Steinen, die sich eine mehr oder minder gemütliche Höhle teilen.In der eigenwilligen Wohngemeinschaft leben das sehr gepflegte und reinliche, aber dabei – wie immer wieder betont wird - „überhaupt nicht eingebildete“ - Glitzersteinfräulein Quarz (Nelly Schwahn), der stattliche, wohl sehr gebildete, wenn auch leicht zerstreute und immer hungrige Felsstein Pierre (Joanna Lechler), die Steinalte Bims (Laelia Splittgerber) und die energiegeladene Stone (Belinda Rühr), die es sogar mit einem Bagger aufnimmt. Unter den fünf Steinen menschelt es gehörig. Da gibt es Zankereien um den Abwasch, Diskussionen ums Tisch decken oder darüber, wer mit wem dem Gießen des Spigalubbi-Baums dran ist, auf dem das grasgrüne Hauptnahrungsmittel der Steine gedeiht.
Ausgerechnet an Kiesels Geknackttag wirbelt plötzlich das flauschige Küken Piep die Gemeinschaft auf. Die fünf beweisen Zusammenhalt und retten ihren kleinen Schützling schließlich gemeinsam. Pauline Ellenrieder verkörpert das Vögelchen so niedlich und hilflos, dass im jungen Publikum bis zum Aufatmen am Ende tatsächlich kaum ein Piep zu hören war. Auch die fünf Darstellerinnen der Stein-Charaktere zeigen ein konzentriertes Spiel. Es ist ihnen deutlich anzumerken, wie viel Spaß ihnen die Arbeit an und mit ihren Rollen bereitet. Besonders überzeugen die chorischen Szenen und Musikeinlagen vom Rhythmischen Spiel auf allerlei „Menschen-Gegenständen“ bis zum berührenden Gesang. Theaterpädagogin Carolin Sadler, die Regie geführt hat, zeigte sich am Ende beeindruckt von der Leistung ihrer Schützlinge und das Publikum bedankte sich mit kräftigem Applaus. Übrigens: Natürlich schnarchen Steine nachts.
Annika Völk I Haller Tagblatt am 15.10.2019
"Ihr wagt mit dem Stück etwas Neues; es ist experimentell."
"Das Stück ist eine Mischung aus Poesie, Dadaismus und Sozialkritik."
"Die Musik ist punktgenau gespielt."
Der Anfang von „Lazy Sunday“ im Alten Schlachthaus in Hall ist nichts für zarte Seelen. Franz, Roxy, Richi, Anni, Rosa, Pia und Lydia zoffen sich, wo es nur geht. Sie sind Mitbewohner einer Mehrgenerationen-WG. Sieben Charaktere, die nicht nur zusammen wohnen, sondern auch zusammen proben. Wofür? Das wird dem Zuschauer nicht ganz klar. Sie wollen Musik machen. Absolut laienhaft und ohne Plan. Und dabei krachen sie immer wieder aneinander. Versucht man zu verstehen, worum sich der Streit dreht, merkt man: Das ist nicht wichtig. Es geht um Individuen. Die wie eine alte Jungfer anmutende Lydia (Beate Meier-Lang) lässt ihre Wut raus: Ihr Sohn ist weg, in China mit seiner Frau. Kein Kontakt. Ihren Enkel wird sie nie sehen. Rosa (Sue Gallinat), in Tupfenkleid und mit Hornbrille, gibt zu, dass sie in die WG gezogen ist, weil sie Geld sparen muss. Roxy (Judith Feucht), geladen wie Dynamit, muss 300 Sozialstunden ableisten wegen Körperverletzung. Richard (Rainer Möck) ist ein grauer Steuerberater, verrät nichts, aber rechtfertigt sich ständig, niemandem Geld abgeknöpft zu haben.
Die Mitbewohner versuchen es mit dem einen oder anderen Musikstück. Die eher Konservativen der Truppe verlangen nach einem Plan. Der über den Dingen schwebende Franz (Guido Heidrich) strebt nach Freiheit, nach Improvisation.
Foto: Sonja Alexa Schmitz
Die Mitbewohner und Streithähne Roxy (Judith Feucht), Lydia (Beate Meier-Lang), Franz (Guido Heidrich), Pia (Katrin Buske), Anni (Elke Feucht), Richi (Rainer Möck) und Rosa (Sue Gallinat, von links) finden in einem melancholischen Schlusslied zusammen.
Rollen selbst geschrieben
Die Darsteller stehen nicht selten mit dem Rücken zu den Zuschauern. Kein Blick geht in Richtung der prallgefüllten Sitzreihen. Bis zu dem Moment, in dem sie ihren echten Auftritt haben. Sie drehen sich um und drapieren sich um die harmoniesüchtige Bayerin Anni. Und dann legen sie los. Improvisiert hämmert, zupft und trommelt jeder auf seinem Instrument. Pia (Katrin Buske) tritt ans Mikro und offenbart ihre Traurigkeit: Auf eine Spaghetti-Arrabiata-verschmierten Serviette schrieb ihr Sohn: „Tschüss“ – und war weg. Und schließlich sind die so unterschiedlichen Menschen verbunden, durch die Musik und durch die Empathie zueinander. Die Rollen hat sich jede und jeder selbst geschrieben, erklärt der Regisseur Peter Hauser nach dem Stück, das begeistert beklatscht wird. Das Thema suchten sie gemeinsam aus, weil Mehrgenerationenwohnen im Kommen ist, auch in Hall. Und Musik sollte dabei sein. An die haben sich die Schauspieler mutig, auch als Solosängerinnen, herangewagt.
Sonja Alexa Schmitz im Haller Tagblatt vom 27.11.2018
Foto: Michael Hieke
Wenn es an der Tür klingelt und ein wildfremder Enkel steht davor, sollen Senioren in der schlechten Welt von heute ja sofort die Polizei alarmieren. Die kleine Leni (Anna Walter) hätte aber wirklich einfach gerne einen Großvater. Zwar hofft sie durchaus auch auf ein wenig Taschengeld, als sie beim gemeinsamen Altersheim-Besuch mit ihrer besten Freundin Charlotte (Davina Wisbar) den überraschten Nils Anderson (Guido Heidrich) kurzerhand zu ihrem Opa ernennt. Aber dann kommt alles ganz anders, und am Ende wünscht man sich, diese Art von Enkeltrick würde in der Realität möglichst oft angewendet.
Leise und unaufgeregt versteht es die Inszenierung des Kleinen Theaters Hall, das Publikum in Bann zu schlagen. Als Vorlage für „Kannst du pfeifen Johanna“ diente das mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2017 ausgezeichnete Kinderbuch des schwedischen Autorenteams Ulf Stark und Anna Höglund. Regisseur Peter Hauser hat nur marginale Teile des Inhalts übernommen und den beiden 15-jährigen Darstellerinnen ihre Rollen nach mehreren Improvisationsdurchläufen auf den Leib geschrieben.
Ohne jeden Klamauk bringen die zwei bemerkenswerten Nachwuchstalente eine zarte Geschichte von der Begegnung zwischen sehr jung und sehr alt auf die Bühne des Alten Schlachthauses. Ihr Spiel ist so selbstvergessen und natürlich, als wären keine Zuschauer im Raum. Großartig unterstützt werden die Mädchen von Guido Heidrich als leicht dementem Kreuzworträtselfan, der sich sogar auf Lenis selbstgebautes Baumhaus hinauftattert und ob der unerwarteten Abenteuer soviel Glückseligkeit verströmt, das einem die Tränen kommen.
Urkomisch ist die Sequenz, in der die beiden Kinder vom nordischen Wahl-Opa in der Kunst des Matjes-Genusses unterwiesen werden, wobei die Fischspezialität — am Geruch zweifelsfrei zu erkennen — ebenso echt ist, wie alles andere an diesem erfrischenden Stück Theater.
Der melancholische Soundtrack wird vom himmlisch sehnsuchtsvollen Violinspiel Heidrichs gekrönt. Man tut gut daran, für die Vorstellung Taschentücher einzustecken.
Beatrice Schnelle | Haller Tagblatt am 2.11.2017
Matjeshering ist nicht jedermanns Sache: Opa Nils zeigt Leni und Charlotte, wie man die nordische Spezialität verspeist.
Foto: MIchael Hieke
Weitere Kommentare aus dem Publikum:
"Es soll noch nicht aufhören."
"Der Opa war lieb, schade, dass er gestorben ist. Die Mädchen waren mutig."
"Ein schönes, ruhiges Stück, ergreifend und witzig. Gott sei dank nicht laut und übertrieben."
Foto: Sipan Khalaf
MONIKA EVERLING im Haller Tagblatt vom 03.05.2017
Mit der doppeldeutigen Tragik-Komödie "Vida Real" von Peter Hauser überzeugt die Haller Theatergruppe in einer ungewöhnlichen Inszenierung. Zudem überrascht sie mit einem unerwarteten Schluss.
ANDREAS DEHNE im Haller Tagblatt am 24.02.2016
Mit Bildergalerie unter : http://www.swp.de/schwaebisch_hall/bilder/cme1222376,2233923
Foto: Andreas Dehne
Die wahre Wirklichkeit des Lebens spielt sich hinter der Bühne ab - "Backstage", wie eine Stimme aus dem "Off" (vorab gesprochen von Stela Katic) es nennt. Den Zuschauern im ausverkauften Theatersaal bietet sich der Blick auf diesen "Backstage"-Bereich.
Eine zehnköpfige Schauspielergruppe trifft sich zum Proben. Die Bühne selbst bleibt unsichtbar. Der Intendant Guntram (Rainer Möck) ist nervös. Das Stück muss ein Erfolg werden. Es ist seine letzte Chance. Er trinkt viel Kaffee und raucht. "Magenkrebs", berichtet die Stimme aus dem "Off" über ihn. So wie sie auch weiterhin Verhalten und Aussagen der Personen im
"Backstage"-Bereich kommentieren wird. "Kaffee - absolut tödlich."
Man küsst sich, ohne sich zu lieben - wie bei einer Seifenoper.
Berührende Premiere: Kleines Theater Hall zeigt Stück über Demenz:
Ludwig Weiß leidet in dem Stück von Peter Hauser an Demenz, lebt im Pflegeheim - mal weiß er das, ist mit den Gedanken im Hier und Jetzt, mal lebt er in der Vergangenheit, kann sich an all jenes, was um ihn herum geschieht, nicht mehr erinnern. Seiner Frau Maria fällt es schwer, sich an die Situation zu gewöhnen, dennoch besucht sie ihren Ehemann täglich. Allzu oft kommt es zwischen den beiden jedoch zu Missverständnissen und Streit.
"Ich will nach Hause", fordert Ludwig seine Frau dann in klaren Momenten auf. In unklaren Momenten - und diese überwiegen - weiß Ludwig nicht einmal, wer da eigentlich vor ihm steht. Er erkennt seine eigene Frau nicht mehr. Dann lebt er in der Vergangenheit, in der er als politischer Aktivist gegen Missstände vorging und durch die Welt reiste. "Meine Frau ist tot", behauptet Ludwig dann, wenn er sich lediglich an seine erste, bereits verstorbene Gattin entsinnen kann. Vor den Kopf gestoßen, sucht Maria das Gespräch zu Pflegerin Sophie. "Ich erkenne meinen Ludwig gar nicht mehr. Das Ganze bin ich nicht gewohnt", stellt Maria enttäuscht fest. "Dann sollten sie sich schnell daran gewöhnen", rät Sophie.
Unterstützung in all seinem Tun und Denken findet Ludwig bei Erna, einer Dame, die - ebenfalls an Demenz leidend - im Pflegeheim lebt. Sie ist in den Protagonisten verliebt, und doch dreht sich ihr Leben allein um sie selbst.
Das Schauspiel von Elke Feucht, Rainer Möck, Hanna Feucht und Judith Feucht in der Regie von Peter Hauser besticht durch seine Authentizität. Mal sitzt Rainer Möck alias Ludwig Weiß stoisch da, in Gedanken versunken, mal wird er binnen Sekunden aggressiv, scheint die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, dann wirkt er wieder hilflos, abseits des eigenen Lebens. Auch Elke Feucht, die die Rolle der Erna Riesch übernimmt, nimmt die Zuschauer mit auf eine ganz eigene Reise in die Gedankenwelt eines an Demenz erkrankten Menschen.
"Das sind Szenen wie aus dem Leben gegriffen", stellt das Ehepaar Gisela und Hanspeter Ziegler aus Hall nach der 70-minütigen Aufführung begeistert fest. "Vergleichbares, wie das, was man hier auf der Bühne gesehen hat, haben wir schon erlebt." Der Stoff gehe an die Substanz, mache die eigene mögliche Zukunft präsenter. Gleichzeitig könne man so auch lernen, mit dem Thema umzugehen, meinen sie. "Man muss die Krankheit ernst nehmen, man weiß schließlich nie, ob man selbst einmal davon betroffen sein wird."
Lydia-Kathrin Knirsch im Haller Tagblatt, vom 3.Mai 2014Zuschrift vom 19.12.2005
Nun schreibt Ihnen kein Theaterkritiker, sondern eine unbedarfte Zuschauerin.
Freitag abend wurde im Alten Schlachthaus "Josef und Maria" gespielt, und am Samstag abend konnte man dies Stück auf 3sat sehen.
So wollte ich mir mal den Unterschied zwischen einem Amateurtheater und einer Profi-Aufführung ansehen.
Der Vergleich fiel eindeutig zu Ihren Gunsten aus. Das Spiel war einfühlsamer, feiner.
Schon zu Beginn: Maria kommt vom Einkauf. Ehe sie sich umzieht, die Tasche abgestellt hat, nimmt sie noch einmal liebkosend das teure Parfüm für die ungeliebte Tochter in die Hand.
Josef, der überzeugte Anti-Alkoholiker trinkt schließlich doch etwas. Man sieht seinen Ekel und Abscheu gut dargestellt.
Kleines Theater Hall bietet unterhaltendes Zweipersonenstück - Regie mit Mut zur Stille
Zu zweit einen ganzen Theaterabend zu gestalten, ist eine große Herausforderung. Elke Feucht und Rainer Möck vom Kleinen Theater Hall haben sie angenommen - und mit Bravour bewältigt.
In "Josef und Maria" von Peter Turrini spielen sie Ernstes zum Thema Heiligabend und Einsamkeit.
Die Geschichte ist schlicht und durchschaubar: Maria, die Putzfrau, und Josef, der Wachmann, haben an Heiligabend nach Ladenschluss noch Dienst im Kaufhaus. Auf beide wartet kein trautes Heim, kein Festmahl im Familienkreis: Josef hat sich als alter Kommunist dem Wohl der Menschheit verschrieben und gleich gar keine Familie gegründet; Maria ist Witwe, und ihr Sohn hat sie zu Weihnachten ausdrücklich ausgeladen.
Unter einem Theaterstück stellen sich die meisten Leute etwas anderes vor ... "R.W." ist eine Choreografie, ein Schau-Spiel im Wortsinne. Es geht um Kunst.
Die Initialen "R.W.", die Schraubenmuttern auf dem Plakat und den Eintrittskarten, die Bezugnahme auf die Kunsthalle Würth - all dies deutet darauf hin, dass das Stück von dem Unternehmer und Kunstsammler Reinhold Würth handelt … Es gibt keine Rollen, keine Charaktere, keine Geschichte, keinen Inhalt. Die Darsteller sprechen nicht, die wenigen Textfetzen werden elektronisch eingespielt. Statt dessen arbeitet Autor und Regisseur Peter Hauser mit Assoziationen, Bildern, choreografierten Bewegungen wie im Tanz, Eindrücken, projizierten Kunstwerken - er schafft eine Sinfonie fürs Auge.
So kann Theater auch sein: leise, langsam, über lange Strecken ohne Text, sogar ohne Darsteller. Das Metropoltheater München zeigt in der Haller Kunsthalle Würth eine zauberhafte Inszenierung.
In dem Bilderbuch "Der Sammler der Augenblicke" von Quint Buchholz geht es um die Macht der Bilder, um die Phantasie und um die
Gedankenströme, die Gemälde auslösen können. Wie kann man das auf der Bühne umsetzen? Jochen Schölch hat seine Inszenierung in Zusammenarbeit mit Quint Buchholz entwickelt. Herausgekommen ist eine im Wortsinne wundervolle, zauberhafte Aufführung, die über weite Strecken die auf eine Leinwand projizierten Bilder für sich sprechen lässt, leise untermalt von Akkordeonmusik. Das Metropoltheater gastierte auf Einladung des Kleinen Theater Hall am Freitag und Samstag in der Kunsthalle Würth.
Quint Buchholz malt schöne Bilder, weite Landschaften, gerne auch das Meer. Seine Gemälde strahlen Ruhe aus, ein bisschen Kälte auch, und
sie haben meist ein phantastisches Element: Da stehen ein Pferd und ein Fahrrad neben Menschen auf einem Leuchtturm, da schwebt eine Riesenblockflöte, die an zwei Fesselballons gebunden ist, da stapft eine Elefantenfamilie durch den Schnee, da ist ein Löwe auf einem kleinen Boot gemeinsam mit einem König und einem Mädchen - wobei die Menschen die Attribute des Löwen wieder aufnehmen, der Mann das Königliche, das Mädchen die Mähne.
Es sind Bilder, die dazu anregen, sich wegzuträumen in diese fremden Landschaften, die fast von selbst in Bewegung geraten. Und das tun sie
in der Inszenierung des Metropoltheaters auch. Die Elefanten stapfen von links nach rechts durchs Bild, hier geht ein Licht an, dort ein Fenster auf. Dazu spielt Jolanta Szczelkun leise, nachdenkliche Melodien auf dem Akkordeon, manchmal begleitet von Gerd Lohmeyer auf der Geige. Lohmeyer ist aber in erster Linie der Darsteller. Er ist mehr Erzähler als Schauspieler. Die Geschichte handelt von einem Jungen, der regelmäßig den Maler Max besucht. Der Junge liest dann oder spielt Schach gegen sich selbst, der Maler malt - aber so, dass der Junge nicht zusehen kann. Erst, als der Maler einmal verreist ist, erlaubt er dem Jungen, die Bilder anzusehen. Und dieser träumt sich in die Welt der Bilder hinein.
Lohmeyer erzählt diese Geschichte aus der Sicht eines alternden Straßenmusikers, der sich an seine Kindheit erinnert. Seine Vortragsweise zieht
die Zuschauer in ihren Bann, und als er berichtet, wie traurig der Junge ist, als der Maler aus der Stadt wegzieht, fühlt man innig mit ihm.
Info: Mit dieser Aufführung startete das Kleine Theater Hall in eine Veranstaltungsreihe zum 25-jährigen Bestehen.
MONIKA EVERLING | 09.10.2014
Haller Tagblatt vom 7.November 2012
Klinik-Clowns spielen "Froschprinz"
"Wenn der Froschprinz schäbbert" - dann kann das nur bedeuten,dass Veronika Kirchner-Rapp und Gabriele Scherrer es beim Clownstheater ordentlich krachen lassen.
Bei der Premiere findet das neue Stück der beiden Haller Klinik-Clowns großen Anklang. Die Freunde des leisen, hintergründigen Theaters kommen ebenso auf ihre Kosten, wie diejenigen, die es actionreich lieben. Dabei kommen die beiden fast ohne Worte aus, alles wird pantomimisch und mit witzigen Requisiten dargestellt. Ein echtes Familientheater. Alles beginnt ganz friedlich:
Eine Anmerkung zur Premiere des schäbbernden Froschprinzen:
Die ganze Dimension der philosophischen und gesellschaftskritischen Aussagen im Stück erschloss sich mir erst nach einer Nacht, in der das Stück in mir gearbeitet hat. Insbesondere schien das Stück auf die Grundfragen des gemeinsamen Wohnprojekts Katzenkopf in Schwäbisch Hall abzuheben, stellt es doch die Frage: Wie gelingt es allein oder mit anderen glücklich zu werden?
Eindrücklich und mit viel Spielfreude dargestellt sind zunächst die Bilder der narzisstischen Prinzessin Ratz, die sich in ihrer minimalistischen Umgebung eingerichtet hat, scheinbar glücklich in Selbstgenügsamkeit, gebrochen durch Sehnsucht (Prinz) und Phasen rigider, entfremdeter Arbeit. Das Glück wird versucht durch die Aneignung eines industriell erzeugten Blechprinzen. Diese Illusion hält nur einen kurzen Moment und wird dann schnell wörtlich fallen gelassen. Ein tolles Bild zum Massenphänomen Konsum, in dem durch den Erwerb bizzarer Industrieprodukte versucht wird, Ersatzbefriedigung für Wesentliches zu finden.
Ein Picasso, dargestellt durch die Aneinanderreihung hunderter farbiger Schrauben. Darauf die Inschrift R. W. So sieht sie aus die optische Einladung des kleinen Theaters Hall zu seinem Stück R.W. – eine Collage. Das Stück, gewidmet an einen gewissen R.W., auch bekannt als „Schraubenkönig mit kunstaffiner Neigung“, feierte im April im Theatersaal des Alten Schlachthauses Premiere. Der Proberaum des „Kleinen Theaters“ befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Kunsthalle Würth. Für die Schauspieler und Regisseur Peter Hauser war das Inspiration genug. Sie machten eine Collage aus dem, was vor der Glasfront ihres Übungsraumes alles zu erleben ist: Eine Geschichte, die sich in Bildern, Musik und Minimaltexten erzählt. Miro Ruff sprach für Fokus Südwest mit dem Theaterpädagogen Peter Hauser über schöne Begegnungen vor der Kunsthalle und warum man R. W. weder mit Robbie Williams noch mit Richard Wagner verwechseln sollte.
Radiobeitrag von Miro Ruff am 2.Juni 2013
Haller Tagblatt, vom 26.Oktober 2011
"Elke und Hanna Feucht spielen Mutter und Tochter. In der Inszenierung "Herzlich Willkommen" von Regisseur Peter Hauser bringen sie eine Beziehung mit Biss auf die Bühne. Da war "alles perfekt" - so der Anspruch der Mutter an die Begrüßung der erwachsenen Tochter, die nach langer Zeit zurück nach Hause kommt. Elke Feucht als Mutter Brigitte und Hanna Feucht als Tochter Annika gelang es großartig, das Publikum in ihr Gefühlschaos einzuladen.
Die Mischung aus märchenhafter Kindheitserinnerung und lauten Konflikten, "die endlich ´mal auf den Küchentisch mussten", wurde abgerundet durch das gemeinsame Zubereiten von Maultaschen. Und auch davon bekamen die heiteren Zuschauer eine feine Portion ab."
Haller Tagblatt, 10.November 2010
Eine komplizierte Frauenseele, Eifersucht, Sehnsucht und Liebe – das ist der Stoff der Tragikomödie „Katzen-Spiel“, des Kleinen Theater Hall. Am vergangenen Samstag, 6. November, fand im Alten Schlachthaus die „Weltpremiere“ statt, denn das Stück von Peter Hauser, frei nach István Örkény, gibt es in dieser Form nur in Hall zu sehen. Die Zuschauer treten gewissermaßen als Zaungäste mitten ins Leben von Erzsi (gespielt von Beate Meier-Lang) im Budapest der 50er Jahre. Die Bühne zeigt sechs Bilder, von denen immer zwei „lebendig“ sind und miteinander „kommunizieren“, wobei das Stück an ganz verschiedenen Orten und in verschiedenen Zeitebenen spielt. ... Das tragikomische Katz- und Mausspiel nimmt zum Schluss aber noch eine überraschende Wendung, die Leichtigkeit in das Drama bringt. Mehr sei hier nicht verraten, denn wer die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen mag, dem sei „Katzen-Spiel“ empfohlen. Großes Kompliment an die Amateurtruppe des Kleinen Theaters Hall, das seinem Motto „Theater vom Feinsten“ einmal mehr gerecht wird.
Haller Tagblatt, 22.Juni 2010
Zuschrift eines Lehrers des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, Crailsheim:
„Gestisch und mimisch minutiös gespielt“
Schade, dass die Schüler und Kinder noch nicht die Standards im Theater kennen, z.B. dass man die Schauspieler mit reichlich Applaus belohnen muss, oder sogar noch einmal heraus klatscht. Sie haben sicherlich viel mehr Applaus verdient!
Die Umsetzung des Stückes hat mir sehr gut gefallen. Sie war zum Glück nicht zu "kindisch", sondern richtig abwechslungsreich, geradezu anspruchsvoll. Am Anfang macht es die Sprache manchen Kindern recht schwer, in das Stück reinzukommen, aber ich denke, das wurde im weiteren Verlauf dann besser.
Wir finden, die Mischung aus Spannung, Komik und märchenhafter Unterhaltung ist für Kinder wie Erwachsene gelungen.
HT-Leserin Carolin Sadler zum "König Drosselbart"
Nach einem sehr erfüllten Theaterabend im Schlachthaus, den meine Kinder Patrice (8 Jahre) und Michelle (11 Jahre) mit mir verbracht haben, warteten wir schon gespannt, was für tolle Fotos wir vom "König Drosselbart" in der Zeitung sehen konnten. Doch schon bei der Überschrift des Artikels schauten wir uns mit erstaunten Blicken an! Frau Everling hat das sehr gute Agieren der Schauspieler erkannt, ihre Kritik jedoch am ernsten und angstmachenden Drosselbart können wir keineswegs nachvollziehen.
Feine Brause, Heft 02/2008
Die goldenen Zeiten des Historienromans sind vorbei. Dennoch wagt sich das Kleine Theater Hall in seiner aktuellen Inszenierung „Malfälscher-Holzdiebstahl am Kocher“ an das Genre heran und kommt zu einem respektablen Ergebnis.
Obwohl der Untertitel es vermuten lässt und auch mancher Pressebericht in diese Kerbe schlägt: Nein, ein packender Krimi ist es nicht. Wer mit einer entsprechenden Erwartungshaltung ins Theater geht, wird es wohl nicht vollauf befriedigt verlassen. Die Geschichte des Bauern Jakob, der, man weiß nicht ob durch der Menschen oder des Teufels Hand, ums Leben kommt, dient vornehmlich als Gerüst für eine szenische Sozialstudie und wäre ohnehin zu mager, um als Selbstzweck zu bestehen.
Die Geschichte führt in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, zu den kleinen Leuten, dem Landvolk, den Holzbauern am Kocher. Das Leben ist hart und entbehrungsreich. Per Hand und mit der Ochsen Kraft wird der Wald bewirtschaftet, in dem das Holz geschlagen wird, welches die Haller Sieder als Brennstoff benötigen.
Haller Tagblatt ,12.03.2008
Kleines Theater Hall spielt „Malfälscher" von Peter Hauser
Bekannt ist das Kleine Theater Hall für seine humorvolle Sicht der Dinge. Jetzt aber hat es ein durch und durch ernstes Stück zur Uraufführung gebracht: "Malfälscher" von Hausregisseue Peter Hauser.
Es handelt vom Holz, das die Haller Sieder für die Feuer unter den Siedepfannen brauchten. Es wurde im Limpurger Land geschlagen und über den Kocher nach Hall geflößt. Dabei ist sicher mancher Stamm abhanden gekommen – und hier setzt Hauser an. Der Titel bezieht sich auf die Male, die ins Holz geschlagen wurden, um zu kennzeichnen, wem es gehörte. Hauser konstruiert kriminelle Machenschaften von Banden, die Holz aus dem Kocher stehlen und Mitwisser gnadenlos beseitigen.