Kleines Theater Hall gibt ernsten "Drosselbart" - Darsteller überzeugen

Haller Tagblatt, 28.10.2009

Das Kleine Theater Hall war jahrelang bekannt für hintergründig-humorvolle Märchenstücke und fantasievolles Clownstheater. ...
Nun, so scheint es, findet man nicht so recht zum Humor zurück. Für seine Inszenierung hat Regisseur Peter Hauser das Märchen "König Drosselbart" umgeschrieben: Sein König interessiert sich mehr fürs Schachspiel als für Land und Leute. Selbst beim Frühstück im Familienkreis lässt er sich durch eine Puppe vertreten. Der Haushofmarschall füllt das Machtvakuum gerne - außerdem will er die Prinzessin heiraten. Die lehnt ab. So wird ihr ein ganzes Defilée an angeblichen Prinzen vorgeführt. Sie will keinen davon - kein Wunder, haben doch die Diener Pipp und Papp die Aufgabe, möglichst hässliche Männer darzustellen. Einzige Ausnahme ist ein zufälliger Gast am Hofe. Den aber will die Prinzessin wegen seines "Drosselbarts" nicht.
Das Stück hat das Personal einer Komödie: Hofstaat und gleich zwei Dienerpaare.


Aber die Chancen auf Situationskomik werden selten genutzt. Am ehesten bringen noch Elke Feucht als Papp und Julia Lukas als Trina komödiantische Elemente ein. Die Eingangsszene mit dem Puppen-König ist gut ausgedacht, aber sie dauert zu lange an. Ausgesprochen hübsch ist die Idee, den Haushofmarschall als eine Art "Big Brother" die Prinzessin und den Drosselbart an einem Bildschirm beobachten zu lassen, hinter dem Schattentheater gespielt wird. Sehr gut agieren die Darsteller Stephanie Lude (Prinzessin), Beate Meier-Lang (Haushofmarschall), Antje Mertens und Elke Feucht (Pipp und Papp), Ulrike Felis (Haushofdame), Sabrina Morgenstern und Julia Lukas (Sina und Trina), Hanna Feucht (Drosselbart) und Rainer Möck (König).
Sie erhalten im sehr gut besuchten Alten Schlachthaus kräftigen Beifall. 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     von Monika Everling