Haller Tagblatt, 22.Juni 2010

Kinder zeigen eigenes Theaterstück

Außenseiter schließen sich zusammen: Darum geht es in einem Stück der KreativWerkstatt des Kleinen Theaters Hall. Es wurde von Kindern entwickelt. "Aus Klein wird Groß" hatte eine gelungene Premiere.

"So ein Blödsinn, es hat sich niemand gemeldet." Die erste kleine Schauspielerin auf der Bühne im Theatersaal des Alten Schlachthauses wirft wutentbrannt den Zettel mit der Annonce in die Ecke. Da plötzlich klingelt es. Und noch mal und noch mal. Am Ende sitzen sieben Mädchen in dem Zimmer, das die Bühne darstellt. Sie alle wollen "zueinander passen". Das Problem, das alle haben: So wie sie sind, passen sie nicht zum Rest der Welt. So haben sie sich aus unterschiedlichsten Richtungen zusammen gefunden, um eine Gruppe zu gründen, in der alle zusammen passen. Dabei sind es ganz unterschiedliche Charaktere, die hier aufeinander prallen. Die eine ist ganz schüchtern und traurig, die nächste ist etwas langsam und besserwisserisch, wieder eine andere ist aggressiv, zwei sind sich nie einig, eine andere ist ein Plappermaul und die letzte ist etwas zickig. Alle erzählen "nacheinander, nicht durcheinander!", wie eines der Mädchen mahnt, ihre Lebensgeschichten.

Es muss erwähnt werden, dass alle sieben kleinwüchsig sind. Und was ist die Zahl sieben? "Sieben Tage hat die Woche, sieben Raben hat das Märchen, sieben Jahre muss man weg sein, um wieder kommen zu dürfen; und es waren einmal sieben Zwerge", zählen die Mädchen (alle zwischen 10 und 12) auf. Die sieben Zwerge finden sich hier also in einer Wohnung in einer Stadt. Und sie haben eine Idee: Sie verkleiden sich als Zwerge und nennen sich nun die sieben Zwerge auf der Durchreise. Dabei haben die Mädchen nette Mützen und Bärte und singen gemeinsam ein Abschlusslied: "Wir sind stark, wir sind sieben."

Nach 45 Minuten ist das Stück zu Ende, und die Zuschauer sind begeistert. Beim Applaus sind viele "Bravo"- und "Super"-Rufe zu hören. Eine Mutter der Mädchen ist auch bei der zweiten Vorstellung noch ganz begeistert. "Dass jedes Mädchen das ganze Stück über so in ihrem Charakter drin geblieben ist. Das ist nicht einfach. Das war eine ganz tolle Arbeit", sagt Carolin Sadler (38) aus Michelfeld. Ihre Tochter Michelle (11) hat den langsamen Zwerg gespielt: "Es war schon anstrengend, die ganze Zeit so langsam zu sprechen. Da musste ich mich manchmal echt bremsen. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht." Auch Schauspielkollegin Mareike Lang (10) aus Hall freut sich. "Ich habe nun bereits das sechste Mal bei einem Theaterstück mitgemacht. Und bin auch nächstes Mal wieder mit dabei."

Theaterpädagoge und Regisseur Peter Hauser ist glücklich über das Ergebnis der Arbeit, die fast ein Jahr in Anspruch genommen hat. "Wir haben gemeinsam ein Thema erarbeitet, das die Mädchen beschäftigt hat. Von ihnen kam die Idee mit den sieben Zwergen. Was machten diese denn, bevor Schneewittchen kam? Und warum müssen sich alle kleinen Wesen immer verteidigen? Und daraus habe ich eine Geschichte geschrieben." Aus Improvisationen und Temperamenten sei dieses Stück entstanden. "Die Mädchen haben das ganz toll gemacht und wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall weitermachen." Es wird noch mindestens zwei weitere Aufführungen des Stückes geben.

                                                                                                                                                                                                                                                                                von Katharina Gottschalk