Haller Tagblatt vom 7.November 2012

Klinik-Clowns spielen "Froschprinz"

"Wenn der Froschprinz schäbbert" - dann kann das nur bedeuten,dass Veronika Kirchner-Rapp und Gabriele Scherrer es beim Clownstheater ordentlich krachen lassen.

Bei der Premiere findet das neue Stück der beiden Haller Klinik-Clowns großen Anklang. Die Freunde des leisen, hintergründigen Theaters kommen ebenso auf ihre Kosten, wie diejenigen, die es actionreich lieben. Dabei kommen die beiden fast ohne Worte aus, alles wird pantomimisch und mit witzigen Requisiten dargestellt. Ein echtes Familientheater. Alles beginnt ganz friedlich:

Der Zuschauer blickt in das kleine geordnete Leben der Prinzessin Ratz. In ihrer Wohnung scheint alles aus Blech zu sein, das Bett ist ein alter Waschzuber. Ordentlich hängen Kleider an der Leine, das tupfengleiche für jeden Wochentag. Überhaupt läuft jeder Tag nach Plan: Das Teewasser erwärmt sie mit einem Bunsenbrenner, der Teebeutel wird nach Gebrauch ausgedrückt und für den nächsten Tag an die Leine gehängt, und voll Genuss verspeist sie einen halben Würfelzucker. Und der Prinz? Den gibt es auch, aber nur als Bild, gemalt von der Prinzessin. Erst schmachtet sie ihn an, aber dann ist sie doch nicht zufrieden und malt ihn sich neu. Auch der Frosch wird von der Prinzessin in einer ulkigen Maschine selbst hergestellt. Da ihr Kuss ihn nicht zum Leben erweckt, wirft sie ihn weg.

So geht das jeden Tag. Doch es ist schon klar: Lang wird diese selbstverliebte Idylle nicht mehr halten. Eines Nachts knallt plötzlich Fatz in das Leben der Prinzessin, bunt, voller Lebensfreude und mit einem kleinen Punkhuhn namens Rupert.

Die Kinder, die bei der Premiere dabei sind, jauchzen, denn sie wissen sofort, dass das nicht gutgehen kann. Prinzessin Ratz will ihren Teebeutel nicht teilen. Na gut, bereitet sich Fatz mit einem winzigen Tauchsieder eben warmes Wasser zu, aber mit sechs Zuckerwürfeln drin. Die Sache eskaliert ratz-fatz, als Fatz herausfindet, wie zwanghaft Ratz auf das Tuten der Tröte reagiert. Nun scheppert es ordentlich, alles Mögliche fliegt durch die Luft. Als sie es endlich geschafft haben, sich gegenseitig das Liebste wegzunehmen, wissen sie: Nun ist die Zeit für Versöhnung gekommen. Mit zaghaften Klopfzeichen beginnen sie und enden mit einer Art Steeldrum auf Fässern. Sie finden ihren gemeinsamen Rhythmus. Was erst wüst schepperte, wird jetzt ein mitreißender Sound, und natürlich wird das Publikum einbezogen.

Veronika Kirchner und Gabriele Scherrer ist mit ihrem Regisseur Peter Hauser und Musikregisseur Ralf Baumgärtner ein sehr schönes Stück übers Anderssein und Freundschaftschließen gelungen.

                                                                                                         von Barbara Ucik-Seybold