Eine Anmerkung zur Premiere des schäbbernden Froschprinzen:

Die ganze Dimension der philosophischen und gesellschaftskritischen Aussagen im Stück erschloss sich mir erst nach einer Nacht, in der das Stück in mir gearbeitet hat. Insbesondere schien das Stück auf die Grundfragen des gemeinsamen Wohnprojekts Katzenkopf in Schwäbisch Hall abzuheben, stellt es doch die Frage: Wie gelingt es allein oder mit anderen glücklich zu werden?

Eindrücklich und mit viel Spielfreude dargestellt sind zunächst die Bilder der narzisstischen Prinzessin Ratz, die sich in ihrer minimalistischen Umgebung eingerichtet hat, scheinbar glücklich in Selbstgenügsamkeit, gebrochen durch Sehnsucht (Prinz) und Phasen rigider, entfremdeter Arbeit. Das Glück wird versucht durch die Aneignung eines industriell erzeugten Blechprinzen. Diese Illusion hält nur einen kurzen Moment und wird dann schnell wörtlich fallen gelassen. Ein tolles Bild zum Massenphänomen Konsum, in dem durch den Erwerb bizzarer Industrieprodukte versucht wird, Ersatzbefriedigung für Wesentliches zu finden.

Spannend wird es, wenn Fatz, die genussfrohe zweite Person, die Bühne betritt. Hier treffen mit zwei unterschiedlichen Lebensentwürfen ausgestattete Menschen, zwei Welten, aufeinander. Die Konflikte eskalieren, frau schlägt sich. Und dann die Transformation: Frau schlägt nicht sich, sondern das wunderbar tönende Fass, den Eimer, die Schüssel. Aus der konflikthaften perkussiven Auseinandersetzung wird ein zunehmend harmonisches Überlagern, ein sich Ergänzen in musikalisch künstlerischer Form. Die Aussage ist klar:

Wir können unsere eignen Welten nur durch ein künstlerisch gestaltetes Miteinander harmonisieren.

Bei all dem bleibt dies ein liebevoll gestaltetes Kindertheaterstück.Herzlichen Glückwunsch!

                                                                                                                                                                                                                                                                                            Wolfgang Schneider-Schikorr