R.W.-kleinKleines Theater Hall bietet mit "R.W." ein reizvolles Schauspiel über Kunst


Unter einem Theaterstück stellen sich die meisten Leute etwas anderes vor ...  "R.W." ist eine Choreografie, ein Schau-Spiel im Wortsinne. Es geht um Kunst.

Die Initialen "R.W.", die Schraubenmuttern auf dem Plakat und den Eintrittskarten, die Bezugnahme auf die Kunsthalle Würth - all dies deutet darauf hin, dass das Stück von dem Unternehmer und Kunstsammler Reinhold Würth handelt … Es gibt keine Rollen, keine Charaktere, keine Geschichte, keinen Inhalt. Die Darsteller sprechen nicht, die wenigen Textfetzen werden elektronisch eingespielt. Statt dessen arbeitet Autor und Regisseur Peter Hauser mit Assoziationen, Bildern, choreografierten Bewegungen wie im Tanz, Eindrücken, projizierten Kunstwerken - er schafft eine Sinfonie fürs Auge.

Am Beginn steht eine Aktion, die vielfältige Gedankenketten hervorruft: Die Mitwirkenden kippen Erde aus Kisten auf den Boden, verteilen sie und stecken Blumen hinein. Als Kunsthallen-Besucher erinnert man sich an den Bären aus Zapfen von Nadelbäumen, der in der Ausstellung "Waldeslust" zu sehen war. Aber man kann auch an Frühlingserwachen denken oder - weil eine Person sich mitten in die Erde legt - an eine Beerdigung. Die Kisten selbst werden zusammengesteckt und hochgezogen - auch das wirkt zunächst wie ein Kunstwerk. Später zeigt sich: Sie dienen als Projektionsfläche für Gemälde, die in verschiedenen Schauen in der Kunsthalle Würth gezeigt wurden. Szenisch dargestellt werden die Schießbilder von Niki de Saint Phalle: Die Darsteller schießen auf Bilder…, Farbe fließt herab. Dazwischen Assoziationen an den Würth-Konzern: Mechanische Bewegungen stehen für die Industrie insgesamt. … Nach rund 40 Minuten ist das Spiel schon vorbei - diese aber sind reich gefüllt mit reizvollen Bildern und Anregungen.

Info: die Mitwirkenden sind Judith Feucht, Beate Meier-Lang, Julia Lukas, Hanna Feucht, Elke Feucht und Rainer Möck.

MONIKA EVERLING | Haller Tagblatt vom 10.04.2013