Schauspiel, von Peter Turrini

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Heiligabend nach Ladenschluss, die letzten Kunden sind mit Geschenken nach Hause geeilt ...
Jetzt beginnt für die Putzfrau Maria die Schicht; in der Möbelabteilung begegnet sie Josef, dem Mann von der Wach- und Schließgesellschaft. Zunächst zögernd erzählen sie einander aus dem Leben – Komisches mischt sich mit Tragischem, Gegenwart mit Vergangenheit, Härte mit Sentimentalität.
"Zu zweit einen ganzen Theaterabend zu gestalten, ist eine große Herausforderung. Elke Feucht und Rainer Möck vom Kleinen Theater Hall haben sie angenommen - und mit Bravour bewältigt. In "Josef und Maria" von Peter Turrini spielen sie Ernstes zum Thema Heiligabend und Einsamkeit. Die Geschichte ist schlicht und durchschaubar: Maria, die Putzfrau, und Josef, der Wachmann, haben an Heiligabend nach Ladenschluss noch Dienst im Kaufhaus. Auf beide wartet kein trautes Heim, kein Festmahl im Familienkreis: Josef hat sich als alter Kommunist dem Wohl der Menschheit verschrieben und gleich gar keine Familie gegründet; Maria ist Witwe, und ihr Sohn hat sie zu Weihnachten ausdrücklich ausgeladen." (Haller Tagblatt, 2004)
Zwei ältere Menschen mitten in der Warenpracht eines Kaufhauses: übriggeblieben, lächerlich geworden. Wenn da nicht die Liebe wäre ...
Dieses „Weihnachtsmärchen für Erwachsene“ wurde 1980 im Wiener Volkstheater uraufgeführt und in 21 Sprachen übersetzt.
In der Neufassung von 1999 wird Josef, der alte Kommunist, angesichts des Untergangs der Sowjetunion zum letzten Mohikaner des Sozialismus, während Maria, die einmal Tingeltangel-Tänzerin war, ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter nur noch auf die Nerven geht.
Der Autor Peter Turrini, Jahrgang 1944, der heute als freier Schriftsteller in Wien lebt, war in den 60er Jahren u.a. Werbetexter und Stahlarbeiter.
In den 70er Jahren wurde er bekannt mit Stücken wie Rozznjogd, Sauschlachten, u.a., die ihm den Ruf eines radikalen Tabubrechers und Bürgerschrecks einbrachten. Seine Klassikerbearbeitungen
"Der Tollste Tag" und "Die Wirtin" bieten überraschende und realistische Interpretationen an.
Seine sechsteilige Fernsehserie "Die Alpensaga" ist unter Protest und Begeisterung in die österreichische Fernsehgeschichte eingegangen.
Als der Autor mit Josef und Maria zur Bühne zurückkehrte, präsentierte sich ein gereifter Turrini, der Figuren, Medium und Publikum ernst zunehmen gelernt hatte. Seine weiteren Stücke, wie "Die Bürger", "Die Minderleister" oder "Alpenglühen" setzen sich mit den Erfolgreichen und Etablierten ebenso auseinander, wie mit den arbeitslosen Stahlwerkern und den Wiener Huren.

Es spielen: Elke Feucht und Rainer Möck

Regie: Peter Hauser

Technik: Michael Hieke